Social Media Beiträge

von Bernd Rothlingshofer als Gastblogger - 15. Januar 2010

Die Werbetrends 2010: Ehrlichkeit, Ego-Marken, Kartomanie, Dezentrale Werbung, Mundpropaganda und mehr

1. Ehrlichkeit Verwundert Sie das? Käpt’n Iglo und die Bounty-Insel gehören in die Mottenkiste der Reklame. Alles, was uns eine heile Welt nur vorgaukelt, wird nämlich schnell entlarvt. Verbraucher informieren sich bei anderen Verbrauchern. Sie teilen ihre Produkterfahrungen gnadenlos mit. Lügen fliegen daher schnell auf. Wer ehrlich ist, handelt zwar ethisch korrekt, aber vor allem nützt es seinem Geschäft. Neue Ehrlichkeit zwingen einem die Verbraucher auch durch die neue Preistransparenz auf: Scansoftware auf dem Handy ermöglicht Preisvergleich noch im Supermarkt. Da mögen Sonderangebotsschilder noch so lügen: Das Handy findet den billigsten Anbieter. Ganz gleich, ob er um die Ecke ist oder im Internet, nur einen Klick entfernt. 2. Ego-Marken Produktentwicklung kann doch auch Spaß machen. Und so verlagern zahlreiche Unternehmen die Entwicklung neuer Produkte, aber auch deren Kennzeichnung und Vertrieb, komplett an den Kunden. Beispiele dafür haben wir schon seit Jahren gesehen. Bei Spreadshirt gestaltet jeder sein T-Shirt selbst und vertreibt es im eigenen Onlineshop. Bei MyMuesli mischt sich jeder sein individuelles Müsli selbst zusammen, gibt ihm einen Namen und eine Nummer – und jeder der will, kann es ebenfalls ordern. Das geht nur für simplen Konsum und Gebrauchsprodukte meinen Sie? Dann sehen Sie sich mal an, was mehrere Schweizer Banken gerade auf den Markt gebracht haben. Baue dir dein Finanzprodukt selbst. So komplizierte Finanzangebote wie Derivate kann sich nun jeder selbst erfinden – er erhält dafür sogar eine eigene Wertpapierkennnummer. Ein Trend, der weitergehen wird – Pauschalreisen wird man sich bald aus einem Baukasten zusammenstellen, irgendwann macht der Trend auch vor dem Automobil nicht halt. Geniale Bastler werden die Komponenten zu individuellen Fahrzeugen zusammenfügen. 3. Kartomanie Es gibt einen neuen Kolonialismus. Und zwar auf der digitalen Landkarte. Wer nicht versucht, möglichst viel Land zu kennzeichnen, der hat schon bald verloren. Google Maps werden das Google Suchfenster in der Zukunft ablösen – denn die Mehrzahl der Information werden vor Ort gesucht. Die Handykamera wird zum Auge, das alles weiß. In der letzten Woche integrierte Google zum Beispiel die Immobilensuche in die Karte. Handysoftware wie Wikitude und Layar erklären einem die unmittelbare Umgebung – einfach durch bloßes Umsehen: Was ist das für ein Gebäude, vor dem ich stehe? Wer hat es gebaut? Wer wohnt darin? Ist eine Wohnung frei? Welcher Makler bietet sie an? Gibt es Bilder von den Innenräumen? Wenn Sie als Makler nun nicht gefunden werden, haben Sie das Nachsehen. Und wer bei der Kartensuche dabei sein will, muss möglichst viele „Werbeinformationen“ ins Kartenmaterial einfügen. Startpunkte für Ihre Einträge: das Google Branchencenter, Wikipedia oder Panoramio (bringt Fotos auf die Landkarte). 4. Dezentrale Werbung Braucht man heutzutage noch eine Website? In vielen Branchen ist sie jedenfalls nicht mehr so wichtig. Das sagt Peter Eich, Chef von Europas größte Radreiseveranstalter ganz treffend. "Es ist viel wichtiger, den Inhalt über die eigene Destination auf den verschiedensten Stellen im Web zu pflegen als eine eigene Webseite zu betreiben. Und wenn man für beides gemeinsam keine Zeit hat, sollte man sich für den Inhalt entscheiden und gegen die eigene Webseite. Denn eine touristische Destination hat auf Tripadvisor, Facebook, Wikipedia etc. längst viel mehr Besucher als auf Ihrer eigenen Webseite." Pflegen Sie also Ihre Daten an den wichtigsten Stellen im Netz ein – den Anfang machen Sie immer bei den Suchmaschinen. Sorgen Sie dort für die korrekten Einträge. Legen Sie sich Profile und Seiten in den sozialen Netzwerken an – Facebook und Twitter werden noch wichtiger werden. 5. Selbstbestimmung Im Informationszeitalter gelten andere Gesetze als im zurückliegende Medienzeitalter, denn die Informationsflut wächst so an, dass jeder Versuch, noch mehr Information an den Mann zu bringen als unangenehmen empfunden wird. Als angenehm empfinden es Kunden dagegen, wenn sie so wenig wie möglich von Ihnen belästigt werden. Wenn sie selbst bestimmen können, welche Informationen sie erhalten möchten und welche nicht. E-Mail wird von vielen als Belästigung empfunden – aber automatische Benachrichtigungen wie RSS-Alerts bestellen sie dann doch. Also: Nicht der Informationsbedarf geht zurück, sondern der Verbraucher will die Informationen selber finden. Sorgen Sie also dafür, dass Sie gefunden werden. Und noch etwas gehört zum Selbstbestimmungsrecht der Kunden – Datenschutz. Unterscheiden Sie sich von den vielen schwarzen Schafen, die es damit nicht so genau nehmen und klären Sie Ihre Kunden über einen verantwortungsvollen Umgang mit ihren Daten auf. 6. Bildersuche Soeben hat Amazon in den USA eine aufsehen erregende iPhone Applikation eingeführt. Stellen Sie sich vor, vor Ihnen läuft jemand mit einem besonders schicken Reisekoffer. So einen hätten Sie auch gerne, aber fragen, wie das Modell heißt und wo der Herr ihn gekauft hat, wollen Sie auch nicht. Dann halten Sie einfach die Handykamera darauf und die Software sieht nach, ob sich dieses Produkt im Angebot von Amazon befindet. Wenn ja, erfahren Sie den Namen des Modells, einen Preis und können es sofort bestellen. Die Fähigkeit der Bilderkennung sind größer geworden und der Bedarf an Bildern und Bewegtbildern (Videos) wächst. Verwenden Sie größere Teile Ihres Budgets dafür, Bild- und Videomaterial für das Web zu produzieren! Vertrauen Sie nicht mehr nur auf Text. 7. Nähe Seien Sie dort, wo Ihre Kunden und Gäste sind. Die Konsequenz aus diesem Trend zog Vancouver-Island und löste die eigene Webseite auf. Statt dessen wanderte der Inhalt auf das Tourismusportal von British-Columbia, und man kümmert sich auf Twitter und Facebook um die Anliegen der Gäste. In vielen Branchen wird man den Service ausbauen müssen, bis hin zur 24 Stunden Erreichbarkeit per Netz. Aber neben der permanenten Online-Erreichbarkeit wird vor allem dies wichtig sein, was Sie dabei nicht vernachlässigen dürfen: persönliche Nähe. Einladungen zu gemeinsamen Veranstaltungen, Wettbewerben, Partys, Events oder Roadshows. Das alles wird wieder wichtiger. 8. Mundpropaganda Alle oben genannten Trends machen deutlich – Informationen beschaffen sich Ihre Kunden selbst und holen sie sich von anderen Kunden. Wichtig ist daher, dass positiv über Ihr Unternehmen und seine Produkte geredet wird. Fragen Sie sich daher bei allen Marketingmaßnahmen: Ist das bemerkenswert? Wird das den Menschen einen Anlass geben darüber zu reden? Ergänzend dazu sollten Sie auch Empfehlerprogramme starten. Überlegen Sie auch: Welche Ihrer Kunden eignen sich als Unternehmensbotschafter? Quelle: WerbePraxis aktuell

Bernd Rothlingshofer als Gastblogger

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